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Meine Erlebnisse vom Auswandern nach Südafrika mit meinem Beagle.

Ausgewandert nach Südafrika (2. Folge) – Ein neues Zuhause

Es war windig und der Himmel wechselte ständig zwischen sonnig und Nieselregen. Es regnet selten in der kleinen Karoo rund 130 Kilometer nördlich von Port Elizabeth. Mohair Ziegen und vereinzelte Kühe weiden auf den kargen Ebenen.

Leben in Südafrika’s Kleinen Karoo

Die Farmen sind weit voneinander entfernt und dennoch kennt jeder jeden, da die Bauern im Notfall auf einander angewiesen sind. Zu weit sind die Distanzen, welche für Notfalldienste überwunden werden müssen, um rechtzeitig eingreifen zu können.
Jim hatte in einer leitenden Position eines Weltkonzerns gearbeitet und war bis vor kurzem Vizepräsident einer afrikanischen Naturschutzorganisation gewesen. Er hatte mit Blick auf die Fußball Weltmeisterschaften 2010 beschlossen ins Hotelfach in Südafrika einzusteigen.
Er besaß neben zwei Gasthäusern in Port Elizabeth die Acacia Tree Game Lodge und zusätzlich seit einem Jahr ein Strandhotel in Südeuropa. Eigens für die Vermarktung der Betriebe hatte er eine Marketing Organisation gegründet.
Sandy war mehr als seine Assistentin. Sie war bereits seine Sekretärin gewesen, als Jim noch für den Weltkonzert von Termin zu Termin um die ganze Welt flog. Sie beriet ihn im Führen der Hotellerie Betriebe und übernahm sämtliche administrativen Arbeiten.

Ankunft In der Game Lodge

Gemeinsam fuhren wir am nächsten Morgen zur Acacia Tree Game Lodge für die Begrüßung und die Einführung im Team. Die letzten siebzehn Kilometer führten über holprige Naturwege bis wir am imposanten Eingangstor der Lodge ankamen.

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Grün ist die Kleine Karoo nach gutem Regen im Frühling

Ein sanftes Grün bedeckte die ansonsten kargen Hügel, wie man sich’s für den Frühling in der kleinen Karoo erhofft. Ein Glücksgefühl überkam mich, als ich die Lodge zum ersten Mal wieder sah. Sie war erhellt durch Sonnenstrahlen, die ihren Weg durch dicke Regenwolken gefunden hatten.

Kennenlernen des Lodge Teams

Alan und Deborah, die Manager der Lodge, waren offensichtlich nervös als wir uns begrüssten. Sie waren kaum eingeweiht worden, was mit der Übernahme der Lodge auf sie zukommen würde. Ich konnte ihnen nicht weiterhelfen, da ich mir auch erst ein Bild machen musste.
Vieles musste im Anhang zum Leasing-Vertrag geregelt werden wie die Übernahme und der Zustand des Inventars inklusive Fahrzeuge, die Verantwortung für Schäden und nötige Investitionen, die Zahlungsabläufe und Anstellungsbedingungen der Mitarbeitenden und so weiter.
Ich hatte die Lodge bei meinem ersten Besuch nicht vollständig gesehen, da Jim vermeiden wollte, dass die Mitarbeitenden etwas von den anstehenden Änderungen mitbekommen würden. Somit hatte ich ausschließlich die Einrichtungen gesehen, die auch für die Augen der Touristen bestimmt sind.

Wenig Vertrauen gegenüber den Angestellten

Sandy überprüfte monatlich sämtliche Belege der Lodge inklusive Barzahlungen und dem Treibstoffverbrauch. Alles wurde von Hand aufgezeichnet und zusammengestellt, obwohl ein Computer vorhanden war. Mit einem recht aufwendigen System versuchte sie dafür zu sorgen, dass Material oder Geld ausschließlich für den Betrieb der Lodge eingesetzt werden konnte.
Das Misstrauen von Jim gegenüber dem Manager-Ehepaar, dass diese sich für private Zwecke selbst aus der Kasse oder an Waren bedienen könnten, schien mir übertrieben. Sie verfügten weder über ein Budget noch über Unterschriftberechtigungen.
Jede Woche erhielten sie ausschließlich den Betrag auf ein Geschäftskonto ausgezahlt, welchen sie in derselben Woche für die Bewirtung der zu erwartenden Gäste respektive die Aktivitäten benötigen würden. Jim gewährte kein extra Budget für unerwartet eintreffende Gäste oder Reparaturen. Ich war gespannt, wie dies funktionieren konnte.

Kein guter Start

An der Teamsitzung des folgenden Morgens begrüßte mich Jim offiziell im Kreis seiner Angestellten. Es waren acht Mitarbeitende anwesend. Alan und Deborah, welche für das Management der Lodge zuständig waren und sechs Xhosa Männer und Frauen. Der Ranger, welcher für die Wildtiere, Schafe und Pferde zuständig war, nahm nicht teil, weil er sein freies Wochenende mit seiner Freundin in Port Elizabeth verbrachte.
Jim hatte mich vorgängig darauf vorbereitet, dass insbesondere die langjährigen Mitarbeitenden sehr schlecht mit Veränderungen umgehen konnten. In der abschließenden Fragerunde meldete sich jedoch ausschließlich die Deborah, welche bessere Arbeitsbedingungen für sich und die Mitarbeitenden aushandeln wollte.
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Jim war aufgebracht, dass sie dieses Thema im Plenum ansprach. Sie insistierte jedoch und wendete sich direkt an mich, um meine Meinung zu erfahren. Ich musste sie enttäuschen, da ich bisher weder Einsicht die Arbeitsbedingungen noch Zeit für einen Vergleich mit anderen Unternehmen in Südafrika gehabt hatte.
Kein reibungsloser Start für unsere Zusammenarbeit, da sie offensichtlich ungeduldig auf sofortige Änderungen drängte, die ich ihr nicht erfüllen konnte. Wenig später entschuldigte sich Sandy allerdings und räumte ein, dies sei wohl nicht der richtige Rahmen gewesen für das Anbringen ihrer Forderungen.

Forderungen ohne Ende

Jim fuhr nach der Sitzung mit Sandy zurück nach Port Elizabeth. Deborah nutzte den Nachmittag und frühen Abend für meine Einführung. Sie machte Bemerkungen über ihr und Alan’s unklares Pflichtenheft, die enorme Präsenzzeiten und wie wenig Zeit sie für einander hätten. Ich bat sie um Verständnis, dass ich am ersten Tag auf Acacia Tree Game Lodge zwar zuhören könne, aber keine Entscheidungen fällen und keine Zusagen machen würde.
Wohl auch müde von der langen Reise am Vortag viel es mir zunehmend schwer länger zuzuhören, weshalb ich sie um Unterbrechung der Einführung bat. Ich widmete mich den Zahlen und bemerkte, dass die Lodge zur Zeit nur 10 – 15% Belegung hatte, wobei die Buchungen wellenförmig zu- und abnahmen.

Zahlen stimmen nicht

Diese Zahlen hatte ich bereits früher von Jim erhalten gehabt, jedoch nicht mit dem wichtigen Hinweis, dass diese Gäste oft Spezialkonditionen aus irgendwelchen Marketingaktionen erhielten und regelmäßig sogar gratis übernachteten. Regelmäßige Arbeitszeiten in dieser Situation mit einem kleinen Team anbieten zu können war unmöglich. Da waren wohl andere Probleme zuerst zu lösen.

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Das Dach ist undicht (hier in der Küche)

Am frühen Abend ging ich tief in Gedanken versunken mit Vlou spazieren. Ich hatte bisher nur Negatives von der Lodge-Managerin erfahren. Doch bald hob sich meine Stimmung als ich die Natur und ihre mir noch unbekannten Geräusche wahrnahm.
Ein im Sonnenlicht glänzender grüner Vogel (Sun Bird) mit nach unten gekrümmtem, langem Schnabel und wunderliche Kakteen fesselten meine Aufmerksamkeit. Nach einem längeren Aufstieg und dem Überqueren eines Hügels erreichte ich ein Bush-Haus, welches auch zur Lodge gehörte.
Die gesamte Acacia Tree Game Lodge lag am Fuße eines Hügels in einer Mulde mit Sicht auf die Weiten der kleinen Karoo. 1800 Hektaren Buschland waren eingezäunt und beherbergten neben verschiedener Antilopenarten und Büffeln auch zwei Nashörner.

Kein Management

Vorsichtig öffnete ich die Türe und trat in das rustikale Wohnzimmer der Hütte ein. Die Asche im riesigen Naturstein-Kamins war noch warm von den gleichentags abgereisten Gästen. Die Küche stand voll mit schmutzigem Geschirr und Pfannen mit Essensresten und die Betten in den Zimmern waren noch nicht gemacht.
Ich wunderte mich, wann hier jeweils die Zimmer gemacht würden. Denn sollte dies erst vor Ankunft der nächsten Gäste sein, würden die Essensreste bestimmt davonlaufen. Zum Glück waren die Temperaturen noch nicht so hoch wie im Sommer.
Am nächsten Morgen wachte ich auf als Gäste mit Kindern vor meinem Fenster zum Spielraum liefen, um Billard spielen zu spielen. Es war sieben Uhr morgens und Vlou wollte bereits draußen zum Rechten sehen. Wir hatten in einem Zimmer im Hauptgebäude geschlafen.

Flexible Wohnungsbedingungen

Es gab zur Zeit keine andere Alternative als jeweils in einem gerade nicht gebuchten Zimmer zu schlafen, um keine Buchungen zu verlieren. Dies war zwar nicht sehr komfortabel für mich, aber hatte den Vorteil, dass ich die entsprechenden Zimmer, das Chalet, die Safari-Zelte und die Wohnungen für die Selbstversorger selbst testen konnte.

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Unhygienische Küchenschränke

Mein Essen musste ich je nach Unterkunft in der Hauptküche der Lodge zubereiten. Ich ging deshalb für mein Frühstück in die Hauptküche. Das Geschirr vom Vorabend befand sich in der Spüle und verbreitet auf der Anrichte. Beim Öffnen der Brotschublade kam mir eine Kakerlake entgegen.

Unhygienisch ist untertrieben

Der Kühlschrank, Ofen und Kochherd standen vor Dreck und die Tablare in den Küchenschränken drohten unter dem Gewicht der Nahrungsmittel zu brechen. Überall waren Wasserschäden verursacht durch das undichte Dach in der Küche zu erkennen.

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Küchenschaft in der Lodge-Küche

Ich war geschockt und entrüstet vor allem auch über mich selbst, dass ich nicht insistiert hatte, die Küche bei meinem ersten Besuch der Lodge zu sehen. Ich hatte eine Zusicherung von Jim erhalten, dass die Lodge die Qualitätsstandards für einen Viersterne-Betrieb erfüllte und ich hatte zugesagt, diesen Standard unter meiner Leitung weiterhin zu garantieren. Das war unter den gegebenen Umständen nicht möglich.
Was war das nur für ein Qualitätslabel, welches eine Küche mit diesem Standard akzeptierte? Das Dach über der Küche und die Küche selbst mussten vollständig saniert werden. Ich würde dies bei nächster Gelegenheit mit Jim besprechen.
Das Eine war die Infrastruktur, das Andere der Unterhalt. Die Zimmer in der Lodge waren immer noch nicht gereinigt worden, obwohl die Gäste bereits vor zwei Tagen abgereist waren. Ebenfalls war das Bush-Haus immer noch nicht aufgeräumt und geputzt worden. Es war schon elf Uhr – weit und breit kein Reinigungsteam in Sicht.

Wo sind die Angestellten?

Irritiert fragte ich Deborah, ob das Reinigungsteam denn heute frei hätte. Sie verneinte und meinte, sie seien vermutlich wegen meinem Kommen etwas durcheinander. Ungläubig schaute ich Deborah an und bat sie mir zu erklären, wie sie als Managerin der Lodge auf die Situation reagieren würde.
Nach inneren Ringen mit sich selbst überwand sie sich nach den Mitarbeiterinnen zu suchen. Es stellte sich später heraus, dass diese wegen dem heutigen Schulanfang ihrer Kinder nicht arbeiten gekommen waren. Allerdings erklärte dies nicht, weshalb die Räume nicht schon gestern gereinigt worden waren.
Sicher konnte ich das Führen von Mitarbeitenden in der Schweiz nicht mit Afrika vergleichen. Mein Ziel war in erster Linie den Standard einer Viersterne-Lodge in allen Bereichen zu erreichen und Gäste so zufriedenzustellen, dass sie wiederkommen wollten.

Hürden ohne Ende

Die miserable Infrastruktur in den Arbeitsräumen und den Wohnräumen der Mitarbeitenden war eine Hürde, die zu überwinden war. Die andere Hürde war das Team für eine gute Zusammenarbeit zu schulen und zu motivieren.
Anscheinend hatte das bisherige Manager-Paar wenig Erfahrung in der Leitung eines Gastbetriebes und deren Mitarbeitenden. Anstatt zu delegieren übernahmen sie vom Kochen bis zum Servieren selbst. Sie kamen bei den Gästen gut an: sie am Empfang und als Köchin, er als Unterhalter in der Lodge und Safari-Guide.
Trotz der wenigen Gäste fühlten sie sich wegen der langen Präsenzzeiten ausgebrannt. In der kommenden Hochsaison im Dezember, den Sommerferien der Südafrikaner, würden hoffentlich mehr Gäste zu Besuch kommen. Nichts ist so unbefriedigend als Bereitschaftsdienst in einem Gastbetrieb mit nur wenigen Gästen.
(Die Personennamen und der Name der Lodge wurden geändert).
Fortsetzung: Feuer! Das Strohdach der Lodge brennt!


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