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Ein afrikanischer Crocodile Dundee (16. Folge)

Beunruhigt hatte ich das rote Motorwarnlicht im Augenwinkel wahrgenommen als ich vor ein paar Tagen von Steytlerville nach Willowmore in der einsamen Karoo Südafrikas gefahren war. Bei jeder Beschleunigung über vierzig Kilometer pro Stunde hatte es mich drohend an eine mögliche Panne auf der scheinbar unendlichen Strasse erinnert, deren Konturen sich am vor Hitze flimmernden Horizont auflösten. Ein paar Angoraziegen hatten die letzten grünen Triebe von einem Dornbusch genippt, während sie mir hämisch frech nachschauten.
Mein Auto hatte mich nicht im Stich gelassen. Auch gestern auf meinem Allradausflug auf den nahegelegenen Aussichtsberg von Willowmore war nichts geschehen. Grübelnd überlegte ich mir, ob das Warnlicht gestern überhaupt aufgeleuchtet hatte. Vielleicht hatte sich das Problem mittlerweile von selbst behoben, dachte ich zuversichtlich.
Willowmore
Bevor ich den anspruchsvollen Pass über die Outeniqua Berge nach George mit meinem zugegebenermassen zu schweren Wohnwagen im Schlepptau in Angriff nehmen wollte, checkte ich pflichtbewusst sämtliche Lampen und Blinker. Irritiert stellte ich fest, dass das Blinklicht vorne rechts am Land Rover und das Bremslicht hinten am Wohnwagen nicht funktionierten. willowmoreUngeduldig entkoppelte ich den Wohnwagen und fuhr zur einzigen Tankstelle nach Willowmore. Der junge Besitzer war hocherfreut über die willkommene Überraschung, hier in der Provinz einer Fremden zu begegnen. Er erzählte ausgebreitet von seinem bisher einzigen Auslandaufenthalt, den er bezeichnenderweise in der Schweiz als Aushilfe auf einem Bauernhof in den Toggenburger Bergen verbracht hatte.
„Willowmore ist freundlich und ein friedlicher Ort einen Betrieb aufzubauen. Wir brauchen Investoren für neue Projekte wie Sie!“ fuhr er begeistert fort. „Sie müssen unbedingt bei meiner Schwägerin im Touristenbüro vorbeischauen.“ Bevor ich intervenieren konnte, hatte er bereits seine Schwägerin am Telefon. Er nickte mir enthusiastisch zu: „Sie ist jetzt gerade im Büro und würde Ihnen sehr gerne einiges zeigen!“ fügte er ausgelassen hinzu. „Eh, uhm, ok,“ erwiderte ich überrumpelt. „Ähm, könnte ich noch meine Glühbirnen bekommen, bitte?“ „Ups, ja, sorry. Das hatte ich ganz vergessen.“ Er grinste verschmitzt und verschwand in seiner Werkstatt. Mit den Glühbirnen in der Hand rief er mir zu: „Sollen wir das Blinklicht für den Land Rover gleich austauschen?“ „Ja gerne,“ erwiderte ich. Er rief seinem Mitarbeiter, einem schlaksigen Schwarzen in blauem Mechaniker Overall, der vorher offenbar unberührt von der heissen Sonne auf dem Trottoir gesessen hatte. Nach kurzer Instruktion, wie ich das Tourismusbüro nachher finden würde, verabschiedete er sich und zog sich in sein kühles Büro zurück.
Doppie's Bar
Der Mechaniker öffnete die Motorhaube und beugte sich stirnrunzelnd über den Motor. Unverrichteter Dinge legte er sich anschliessend unter das Auto. Umständlich kroch er hervor und machte sich mit einem Schraubenzieher daran, den Frontschutz meines Land Rovers zu demontieren. „Sind Sie sicher, dass Sie wissen, wie Sie das Blinklicht auswechseln müssen?“ fragte ich ihn zweifelnd. „Yes, yes!“ erwiderte er ohne aufzublicken. Nach weiteren zehn Minuten lagen mehrere Teile meines Autos am Boden und ich hielt die Glühbirne immer noch in meiner Hand. Zweifelnd fragte ich ihn: „Soll ich die Gebrauchsanweisung hervorholen?“ „Yes, yes!“ antwortete er mir geistesabwesend. Dies war nicht die Antwort, die ich erwartet hatte. Vielleicht verstand der Mechaniker meine Fragen gar nicht, überlegte ich misstrauisch. „Wie lange arbeiten Sie bereits hier?“ hakte ich nach. „Yes, yes!“ erhielt ich die gefürchtete Antwort. Oh, nein! dachte ich sorgenvoll und ging den Garagenbesitzer holen.
Willowmore
Dieser war keineswegs besorgt, als er die verstreuten Autoteile meines lädierten Fahrzeugs betrachtete. „Hi, Jo,“ rief er einem wie Crocodile Dundee aussehenden Mann zu, der gerade mit seinem Truck zum Tanken herbeifuhr. „Kannst du bitte der Lady hier helfen?“ Während der Mechaniker, der Tankstellenbesitzer und ich daneben standen, wechselte Crocodile Dundee die Birne mit wenigen Handgriffen aus, um sich dann lässig grinsend auf dem Absatz seiner Cowboystiefel umzudrehen und seinem eigenen Auto anzunehmen. Fasziniert sah ich ihm nach, während mein erfolgloser „yes, yes! – Mechaniker“ umständlich alle Teile wieder zurück an ihren ursprünglich Platz schraubte. Das dachte ich zumindest. Ein Teil fand ich später auf dem Weg zurück zum Campingplatz am Strassenrand wieder!
Fichley Farm
ausgewandert-nach-suedafrika-16
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