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Steiniger Aufstieg (15. Folge)

Nach meinem haarsträubenden 4×4 Abenteuer in Baviaanskloof genoss ich die Ruhe auf der Farm in Willowmore. Die „Rocket Shower“ war allerdings gewöhnungsbedürftig. Eine laminierte Gebrauchsanweisung hing an der dunklen Holzwand im Innern der Dusche:

  • ParafinduscheTürchen am Fuss des Brennrohres öffnen
  • Zwei Löffel Paraffin in die Öffnung geben
  • Anzünden und warten, bis das Rohr oberhalb heiss wird
  • Wasser zum Duschen aufdrehen
  • Wasser zudrehen und Feueröffnung schliessen

Das klang ja einfach.
Die Beschreibung bereitete einen jedoch kaum darauf vor, dass das gesamte Rohr während des Duschens laut zischte und Feuer spie wie ein verärgerter Drache. Ich versuchte so weit wie möglich von den hungrigen Flammen entfernt zu stehen, welche nach meinen Fussfesseln griffen, während ich mit dem Oberkörper versuchte den Duschstrahl zu erheischen. Das Wasser war kochend heiss! Umständlich versuchte ich mit einer Hand den Kaltwasserhahn zu erreichen, ohne meinen Arm zu verbrühen. Endlich, die Temperatur passte sich langsam an. Während ich mich mit einer Hand einseifte, hielt ich mit der anderen Hand den Duschvorhang, der sich dem Luftzug entlang zum Feuer hin bewegte. Kaum mit der Haarwäsche begonnen, war das heisse Wasser aus dem Heizrohr aufgebraucht. Das klirrend kalte Karoo-Wasser ergoss sich über mich, während das Heizrohr die letzten höhnischen Zischlaute von sich gab. Meine Begeisterung für diese rustikale Art zur Aufrechterhaltung meiner Körperhygiene während meines Aufenthalts auf der Finchley’s Farm hielt sich in engen Grenzen.

Vlou interessiert sich mässig für die Schildkröte

Vlou interessiert sich mässig für die Schildkröte

Mehr Freude hatte ich an den Wildtieren und Vögeln, welche trotz der unwirtlichen, staubtrockenen Umgebung zahlreich waren. Eines Morgens erschallte ein ohrenbetäubendes, panisches Gekreische. Ein Kapuzineräffchen hatte gerade den Boden unter dem Campingtisch nach Brotkrumen inspiziert als ich am Morgen die Tür für meinen Beagle Vlou öffnete. Es riss seine schwarzen Augen weit auf und bleckte die langen Reisszähne. Ich war beeindruckt, Vlou nicht. Er würdigte das Äffchen kaum eines Blickes und verschwand in den nächsten Busch für sein morgendliches Geschäft. Interessanter fand er eine Schildkröte, die sich am späten Abend bedächtig über den Campingplatz bewegte. Diese zog sich jedoch rasch in ihren Panzer zurück, sobald er ihr zu nahe kam.

Tore trennen die Weidegebiete

Tore trennen die Weidegebiete

Auf Empfehlung der Bauersfrau begab ich mich auf einen Ausflug zum nahegelegenen Berg, von wo eine atemberaubende Aussicht über die kleine Karoo und die Berge des Baviaanskloof zu geniessen sei. „Wie ist es mit den Strassenverhältnissen?“ fragte ich sie vorsichtig. „Nach deiner Erfahrung in Baviaanskloof kein Problem!“ meinte sie lachend. Wie sich herausstellte, war die Fahrt nicht so unproblematisch, wie die Farmersfrau sie dargestellt hatte. Die Schotterstrasse war in schlechtem Zustand, uneben, steinig und steil. Die Zufahrt führte vorerst um den Berg herum und durchquerte ein Tal mit mehreren von Zäunen und Toren getrennten Weidegebieten. Kühe, Ziegen und zuletzt Blessböcke säumten die Auffahrt zum Gipfel. Die Hitze machte mir zunehmend schaffen als das Thermometer 35 Grad erreichte. Den Wasserfall, den ich gemäss der Beschreibung hätte sehen müssen, war vermutlich ausgetrocknet. Dafür fand Vlou ein Skelett einer Kuh, die wohl mangels Futter gestorben war.

Endlich – auf dem Gipfel kühlte uns eine leichte Brise. Ebenen, Hügel und Berge in verschiedenen Brauntönen erstreckten sich bis zum Horizont, wo die flimmernden Luftschichten die Grenze zwischen dem Himmel und der Erde verwischten. Die wenigen kleinen, weissen Wolken lösten sich an den Bergkuppen auf. Die Landschaft lechzte nach Regen. Es war November. Frühlingsende in Südafrika. Bald sollten Sommerregen Erleichterung für die Tier- und Pflanzenwelt bringen. Bereits kleinste Wassertropfen wecken ein hoffnungsvolles Blütenmeer mitten in dieser kargen Steppe. Doch noch ist es nicht soweit. Vlou setzte sich neben mich als ich gedankenverloren die Weite in mich aufnahm. Da war es wieder, dieses einzigartige Glücksgefühl.
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