Endlich war es richtig Sommer geworden in Südafrika. Die Temperaturen können auch im Frühling noch unter 10° Celsius fallen, umso mehr genoss ich die warmen Sonnenstrahlen Mitte November. Vlou und ich unternahmen jeden Tag ausgedehnte Ausflüge entlang der menschenleeren Strände westlich von Port Elizabeth. Sardinia Beach kann nur zu Fuss über die Dünen erreicht werden, weshalb der Strand meist menschenleer ist. Ich konnte es kaum fassen, als ich zum ersten Mal den kilometerlangen unberührten Strand erblickte. Nur eine halbe Stunde von der Stadt Port Elizabeth entfernt hätte ich niemals dieses Naturschauspiel erwartet. Gleichentags kehrte ich zurück, um ein paar Fotos vom Sonnenuntergang zu machen. Vlou hatte daran nichts auszusetzen. Freudig erkundigte er die Dünen, während ich den besten Aussichtspunkt aussuchte.
Weiter westlich von Port Elizabeth befindet sich der Maitland River Mouth. Starke Fluten hatten im letzten Jahr die Küste völlig neu gestaltet, so dass die Hälfte des Strandes mit dem Parkplatz dem Meer weichen musste. Die wilde Dünenlandschaft ragt hoch über dem Strand und der Fluss mündet in einem breiten Labyrinth von kleinen Seitenarmen ins Meer. Am Flussufer lag eine verendete Antilope, die mit dem Wasser herunter geschwemmt worden war. Fast jeden Tag kehrten Vlou und ich zurück und immer präsentierte sich die Küste neu. Vlou genoss die Ausflüge ohne Leine, um neue, unbekannte Gerüche aufzunehmen. Ich musste einzig aufpassen, dass er sich nicht in ekligen Kadavern wälzte, die das Meer am Vortag angeschwemmt hatte. Nur einen kurzen Moment unachtsam und er rollte sich genüsslich. „Vlou! Hör auf, das ist so eklig!“
Er hörte auf und schaute mich schuldbewusst an. „So kannst du nicht zurück ins Auto!“ Obwohl er sich heftig wehrte, schleppte ich ihn ins Meer, um den übelsten Gestank loszuwerden. Sanfte Wellen rollten heran und ich schöpfte Wasser über seinen Rücken. Unachtsam vergass ich, dass durchschnittlich jede siebte Welle viel höher ist als die vorhergehenden und schwups, Vlou und ich waren triefend nass. Nicht, dass dies so schlimm war – aber – mein Mobiltelefon war in meiner Gesässtasche. Oh nein, Scheibe! Rasch kehrten wir zurück in unsere Unterkunft, um uns und mein Mobiltelefon auszutrocknen. Meerwasser, das überlebt mein Telefon sicher nicht, dachte ich frustriert. Doch nach einigen Tagen zum Austrocknen in ein Gefäss mit Reis deponiert schien die Anzeige wieder zu funktionieren. Einzig die Lautstärke konnte ich nicht mehr regulieren. Na ja, vielleicht renkt sich das wieder ein, dachte ich hoffnungsvoll.
Meinen Aufenthalt in meiner kleinen Wohnung mit direktem Meerblick für umgerechnet 15 Fr. pro Tag verlängerte ich nach einem Monat um weitere zwei Wochen. Die Unterkunft war ideal in einem kleinen Dorf namens Sea View gelegen, welches mir Ausflüge in die nahe gelegene Stadt Port Elizabeth, Wildtier- und Naturparks und an die atemberaubend schönen Strände ermöglichte. Nachher würde ich dann definitiv ausziehen, um mein Abenteuer in meinem Wohnwagen zu starten.
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