Für die erste Zeit, nachdem ich nach Südafrika ausgewandert war, hatte ich einen Van gemietet. Trotz Spezialpreis für die Langzeitmiete, war mir klar, dass ich möglichst rasch ein eigenes Auto kaufen musste. Ein Allrad schien mir angemessen für die Strassenverhältnisse abseits der Nationalstrassen.
Die Auswahl an Gebrauchtwagen in Port Elizabeth ist gross, da hier die Autoindustrie Südafrikas beheimatet ist. An der Hauptstrasse mit dem Namen „Ou Kaapse Weg“ reihten sich die Autoverkäufer nahtlos über mehrere Kilometer aneinander. Rasch erkannte ich, dass die Fahrzeuge preislich auf dem gleichen Niveau wie in meiner Heimat der Schweiz waren. Ich musste meine Ansprüche bezüglich Alter und Kilometerstand massiv anpassen, um in meinem Budget zu bleiben. Das Auto sollte genügend Platz für meine Matratze auf der Ladefläche haben, damit ich darin übernachten könnte. Gleichzeitig wollte ich ausreichend Stauraum in der Führerkabine für die Wertsachen und Liegefläche für meinen Hund, Vlou.
Endlich, da stand ein goldig-metallisch schimmernder Ford Ranger, Jahrgang 2002, mit 102’000km für knapp 120’000 Rand ($ 12’000). Das Interieur war aus Leder, was ideal war wegen der vielen Hundehaare von Vlou. Ich erwartete, dass sofort ein Autoverkäufer auftauchen würde, aber dem war nicht so. Das Fahrzeug sah sehr gut aus und hatte auch noch die richtige Farbe, die Staub fast unsichtbar erscheinen lässt. Aber wo war der Verkäufer? „Ich würde gerne den Ford Rancher da drüben Probe fahren,“ teilte ich der Sekretärin im Bürocontainer mit, die uninteressiert ihre Nägel betrachtete. „Der Verkäufer ist im Moment nicht anwesend,“ teilte sie mir mit ohne aufzuschauen. „Ok, und wann kommt er zurück?“ fragte ich sie etwas ungeduldig. „Ich weiss nicht.“ Die Büroangestellte schien nicht sehr hilfsbereit zu sein. Ich ging entlang der Strasse, um nach einigen weiteren Gebrauchtwagen Ausschau zu halten und die Preise zu vergleichen. Ein Mitshubishi Intense 4×4 war sehr komfortable, hatte jedoch einen Benzinmotor. Wenn möglich sollte es aus ökonomischen Gründen ein Dieselmotor sein. Weisse Toyota Hilux waren äusserst beliebt. Der Einzige in meiner Preislage hatte jedoch zu wenig Platz in der Kabine.
Ich kehrte zurück zur Garage mit dem Ford Ranger, wo inzwischen der Verkäufer zurückkehrt war. Er begleitete mich ins Büro, wo die Sachbearbeiterin mir die Schlüssel für die Probefahrt übergab. „Das Fenster hinten links lässt sich nicht schliessen und die Reifen sind abgefahren,“ bemerkte ich. „Das Fenster werden wir vor Verkauf instand stellen und neue Reifen dazu geben,“ versprach er. „Gut!“ erwiderte ich positiv überrascht und drehte den Zündschlüssel. Klick, klick, klick … nichts! Kein Wank. Der Verkäufer hatte sich gerade entfernen wollen als ich ihn zurückrief. „Der Wagen startet nicht.“ „Oh, ja, ich werde dem Werkstattarbeiter sagen, er soll die Batterie aufladen,“ sagte er und lief weiter. Kurz darauf kam ein Arbeiter in blauen Overall mit einem Ladegerät und brachte die Klemmen an der Batterie an. Nach nur fünf Minuten deutete er, dass sie nun genügend geladen wäre um zu starten. „Das geht aber schnell,“ bemerkte ich überrascht. Gerade als ich mich wieder in den Ford setzen wollte, näherte sich die Sachbearbeiterin mit einem 50 Rand Geldschein in der Hand. „Könnten Sie bitte zuerst um die Ecke zur nächsten Tankstelle fahren? Der Tank ist leer.“ Ich fand dies zwar etwas merkwürdig, aber dachte mir nicht all zu viel dabei. Als ich jedoch nach dem Tanken den Zündschlüssel drehte und nur das altbekannte Klicken hörte, war es sogar mir klar, dass dies Endstation war. Das war wohl die kürzeste Probefahrt, die ich je erlebt hatte! Ich muss wohl nicht anfügen, dass ich dieses Auto nicht kaufte.